Auf Null bis spätestens 2030 – Das nature network wird klimaneutral
Die Unternehmensgruppe „the nature network“ hat sich entschlossen, bis 2030 klimaneutral zu wirtschaften. An allen 30 Standorten mit insgesamt 4.500 Mitarbeitenden will sie ihre Tees und Kräuterextrakte für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie CO₂-frei produzieren. Wie sie dieses große Ziel angegangen sind, welche Überraschungen es gab und wo sie aktuell steht, lesen Sie in diesem Blog-Artikel.
Von: Gisbert Braun
Wir wollen reduzieren, nicht kompensieren
Was heißt eigentlich „klimaneutral“? Klimaneutralität bedeutet, dass nur so viel Treibhausgase ausgestoßen werden, wie an anderer Stelle durch Einspar- und Speicherprojekte ausgeglichen werden. Das heißt: Wir sind dann eine klimaneutrale Unternehmensgruppe, wenn sich durch unsere Geschäftstätigkeit die Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre nicht erhöht.
Unser Vorhaben nennen wir „go zero“ – das macht es für Mitarbeitende, Kunden und Geschäftspartner greifbar. Um unser Ziel zu erreichen, haben wir uns für den ehrlichen und sicher anstrengenden Weg entschieden: Messen bis in die Lieferketten, also auch die Betrachtung des Scope 3 und nach Qualitätsstandards wie dem Greenhouse Gas Protocol und der Science Based Targets Initiative (SBTi). Um unsere CO₂-Einsparpotentiale erkennen zu können, haben wir zunächst unsere Emissionen in CO₂-Äquivalenten gemessen. Das Ergebnis, der Corporate Carbon Footprint, ist eine valide Datenbasis und bringt uns zu Schritt 2: Wir erarbeiten einen Maßnahmenplan und reduzieren unseren CO₂-Austoß, soweit möglich. Was wir nicht reduzieren können, wird kompensiert. Diesen Anteil halten wir so gering wie möglich und begrenzen ihn bis 2030 auf ein Drittel unserer Emissionen im Vergleich zu 2019. Dies geschieht unter anderem über Klimaschutzprojekte, die wir aktuell aufbauen und gemeinsam mit unseren Kunden und Rohstoffpartnern durchführen werden. So statten wir unsere Hagebutten-Wildsammler im südafrikanischen Lesotho mit energieeffizienten Holzkochöfen aus. Dadurch wird Holz eingespart und jeder Kocher kann helfen, circa zwei bis drei Tonnen CO₂ pro Jahr einzusparen.
Unser erster Corporate Carbon Footprint
Wir haben diese Emissionen nun erstmals in der Geschichte unserer Unternehmensgruppe gemessen: an allen Standorten weltweit, entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Die Ergebnisse unserer Messungen haben uns teilweise bestätigt, teilweise überrascht. Während die Emissionen in Scope 1 und 2 unseren Schätzungen entsprechen, fällt unser CO₂-Ausstoß in Scope 3 höher aus, als erwartet. Unsere Lieferketten, bis hin zu unseren Rohstoffpartnern weltweit, bilden eine komplexe Struktur ab, die wir noch besser durchdringen müssen.
Die nächsten Schritte und Maßnahmen
An unseren Standorten liegen die größten Potenziale darin, Energie sparsamer einzusetzen und erneuerbare Energien intensiver, als bisher, zu nutzen. Auch Transportwege und -mittel sowie Verpackungen werden wir nach Möglichkeit CO₂-freundlicher gestalten.
Der größte Hebel, aber auch die größte Herausforderung liegen darin, die CO₂-Emissionen in unseren Lieferketten zu reduzieren. Unsere größten Einsparpotenziale liegen in der künstlichen Trocknung der pflanzlichen Rohstoffe, zumal hier oft noch Kohle als Energieträger zum Einsatz kommt. Aber auch der CO₂-freundlichen Bewirtschaftung und entsprechenden Anbaumethoden gilt unser großes Augenmerk. Mögliche Maßnahmen reichen von gezielten Fruchtfolgen über das Einarbeiten von Pflanzenresten in die Böden bis zu einem optimierten Düngereinsatz.
Um unser Klimaziel zu erreichen, müssen wir unsere Rohstoffpartner umfassend in unser Engagement einbinden. Schon bei der Messung unserer Klimabilanz haben wir dafür einen Anfang gemacht. Unsere Rohstoffpartner haben mit unserer Hilfe ihre CO₂-Emissionen erstmalig erfasst und die größten Reduktionshebel erkannt. Bei der CO₂-freundlichen Umgestaltung werden wir sie in den kommenden Jahren mit Know-how und Best-Practice-Erfahrung nach Kräften unterstützen. Was wir jetzt schon sehen: Unsere Lieferanten für unsere Rohstoffe finden schnell Gefallen an der Datenerfassung und deren Auswertung; sie erkennen dabei schnell die betriebswirtschaftlichen Vorteile von CO₂-Reduktionsmaßnahmen und sind auch deshalb motiviert, unser Vorhaben zu unterstützen.
Wir etablieren neue Wege der Zusammenarbeit
Daten erfassen, analysieren und konkrete Maßnahmen ableiten – das gelingt an unserem zentralen Standort in Vestenbergsgreuth einfacher, als an unseren weiteren 25 Produktions-Standorten weltweit. In den USA stehen wir vor anderen Herausforderungen als in China oder Südamerika. Geografische, klimatische, kulturelle und v.a. politische Einflussfaktoren erfordern je Standort unterschiedliche Vorgehensweisen. Um schnell voranzukommen, haben wir sogenannte „Climate Representatives“ ernannt. Zwanzig Kolleginnen und Kollegen weltweit fungieren an ihrem Standort als Klimabeauftragte. Von ihnen bekommen wir Angaben zu Rohstoff- und Materialmengen, Energieverbräuchen, Verpackungen, Transportwegen und vielem mehr. Vor allem aber arbeiten wir an einem gemeinsamen Verständnis für unser Klimaziel. Das gelingt uns bisher sehr gut, weil so viele unserer Mitarbeitenden aufgeschlossen und nicht zuletzt stolz auf dieses gemeinsame ernsthafte Bemühen um unsere CO₂-Neutralität sind. Einen derart intensiven Austausch auf internationaler Ebene hat es bis dato nicht gegeben. Durch unser Vorhaben wachsen wir ein Stück auch als Unternehmensgruppe zusammen. Das ist eine besonders schöne Synergie, die uns für weitere global organisierte Projekte helfen wird.
Nachhaltigkeit ist eine Einstellung, kein Projekt
Unser Go Zero Ziel ist sicher eine unserer effektivsten Maßnahmen, um nachhaltig zu sein. Unser Nachhaltigkeitsgedanke ist jedoch nicht nur ein Projekt, es ist die Grundhaltung unseres nature networks und nur glaubhaft, wenn alle unsere Bemühungen von diesem Gedanken getragen werden. Das geschieht beispielsweise mit einer unternehmensinternen CO₂-Bepreisung, die wir schon bald in unsere Investitionsberechnungen einfließen lassen oder durch den Umstieg auf nachhaltiges Büromaterial.
Hinsichtlich unserer Rohstoffpartner bedeutet dies, deren Lebensbedingungen dauerhaft zu verbessern. Denn wenn es unseren Hibiskus-Sammlern in Simbabwe an sauberem Trinkwasser fehlt oder unsere Lieferanten in Paraguay mit der Wildsammlung kein stabiles Einkommen generieren können, müssen wir tätig werden. Mit Unterstützung unserer Kunden können wir Trinkwasser-Brunnen bauen und unsere Wildsammler in die Imkerei einführen, um eine weitere Einkommensquelle für die Familien zu sichern.
Nicht zuletzt ist es uns ein Anliegen, unsere gesamte Belegschaft für nachhaltiges Denken und Handeln zu sensibilisieren. Dafür leisten wir viel Aufklärungsarbeit und beteiligen alle Mitarbeitenden aktiv an Aktionen, die ein besseres Umweltbewusstsein schaffen und natürlich auch Spaß machen, weil wir so für eine gute Sache gemeinsam aktiv werden.
Aktuell stehen wir kurz vor der Auswertung unseres zweiten CO₂-Fußabdrucks. Wir können nun erstmals einen Vergleich gegenüber dem Vorjahr ziehen und die Maßnahmen aus einem Jahr bewerten, gegebenenfalls verändern und hoffentlich schon erste Erfolge erkennen.
In den kommenden Jahren liegt unser Fokus hauptsächlich auf Energie-Einsparprojekten und dem Einsatz erneuerbarer Energien. Wir möchten weg von fossiler Energie wie Öl und Gas, sowohl an unseren Standorten als auch in unseren Lieferketten. Parallel bauen wir, zumeist in unseren eigenen Lieferketten, CO₂-Kompensationsprojekte auf, die uns helfen, nicht vermeidbare Emissionen auszugleichen.
Gisbert Braun, Head of Corporate Sustainability, ist seit 2019 beim nature network verantwortlich für soziale und Umweltschutzbelange der Nachhaltigkeit. Er war davor einige Jahre als Leiter Qualität und Nachhaltigkeit bei Faber-Castell tätig sowie als Umweltgutachter und Leiter einer Beratungsabteilung für die Landesgewerbeanstalt Bayern und den TÜV-Rheinland. Er war und ist langjährig in Nachhaltigkeitsverbänden aktiv, unter anderem als Beirat des B.A.U.M. e.V., als Ressortleiter Nachhaltigkeit beim Verband für Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement e.V. und hat als Vorstand die deutsche Initiative Biodiversity in Good Company e.V. mitgegründet.